48 Stunden Neukölln
Tanzperformance, Installationen und Spiellabor: Wenn das Kunst- und Kulturfestival „48 Stunden Neukölln“ den Bezirk vom 23. bis 25. Juni wieder zu einem gigantischen Live-Forum für künstlerische Projekte aller Sparten werden lässt, dann beteiligen sich auch die Start.Bahn und die Kulturkirche Nikodemus wieder mit einem vielfältigen und facettenreichen Programm.
48h Neukölln an der Start.Bahn am Herrfurthplatz, 12049 Berlin
Lilian Mühlenkamp: „Origin“
Vernissage
Freitag, 23. 6. 17 – 22 Uhr
Lilian Mühlenkamps abstrakte Arbeiten, die auf selbstbespannten, unbehandelten Leinwänden entstehen, sind in ihrem Kern eine Auseinandersetzung mit der eigenen Synästhesie sowie die Herausforderung von Spannung zwischen zufällig entstehenden Momenten und der konkreten Steuerung des Materials. Die intensive experimentelle Arbeit mit dem Material Farbe entwickelte sich über die Jahre zu einer individuellen Technik der Bildschaffung und zum besonderen Merkmal ihrer Werke.
Lilian Mühlenkamp bleibt, so wie die synästhetischen Wahrnehmungen, auch in ihren Werken in der Abstraktion; es ist nicht ihre Intention, Wiedererkennbares oder Gegenständliches in der Komposition anzudeuten. Es bleibt dem Betrachter überlassen, frei assoziativ mit den Werken umzugehen.
Simone Westphal: “Nofretete and the avantgarde rebels”
13 Skulpturen aus Wolle, 2023, Installation von Simone Westphal
Samstag, 24.6. 11 – 15 Uhr
Sonntag, 25.6. 13 -19 Uhr
Dreizehn Frauen als Filzavatare marschieren in die Genezarethkirche ein. Kämpferinnen, Aktivistinnen und Künstlerinnen schließen sich in dieser Installation zusammen, um mit geballter Kraft im Kollektiv voranzugehen, den Menschen ungewöhnliche Wege aufzuzeigen und mit ihrer Energie Veränderung herbeizuführen.
Es sind Porträts bekannter Persönlichkeiten in einem viel zu kleinen puppengroßem
kindlichen Körper mit übergroßem Kopf – ein Spiel zwischen Niedlichkeit und
Irritation. Durch ihren hohen Symbolwert als Stellvertreter oder Ebenbilder des jeweilig dargestellten Menschen dienen diese Puppen als Fetische.
ChairsBerg
Performance mit: Bernd Reichert, Berta Cuso, Camila Piana, Jac Carley, Lena Ash, Sandra Stops, Sarah Schultz, Scott Culley, Stefano Loiacono
Samstag, 24.6. 13 – 14 Uhr
ChairsBerg ist eine 45-minütige Performance von Mitgliedern des 2chairs artspace e.V. Eine Landschaft aus Stühlen füllt das spirituelle Zentrum der Genezarethkirche, in dem sich Performance-Künstler(innen) verstecken und beherbergen, die in der Landschaft auf und ab gehen. Manchmal treten sie solo auf, manchmal als Ensemble, bevor sie verschwinden, nur um wieder aufzustehen.
Die zentrale Landschaft wird durch Sarah Schulz’ Band- und Gummiverflechtungen durch die Stühle hindurch ständig erweitert, und die Besucher sind aufgefordert, sich daran zu beteiligen. Das Kunstwerk von Stefano Loiacono bewegt sich als Aktionskunst durch die Stuhllandschaft. Eine große Textilarbeit, Sugar Skull, von Scott Culley ruht im Inneren, zusammen mit gesprochenen Worten, die Trauer als eine Art, das Leben zu feiern, aufgreifen. Der Monolog von Berta Cuso ist ein Dialog zwischen ihren grafischen Bildern und der Erzählung, die sie in einem Roman unterbricht. Camila Piana spielt ein von ihr selbst erfundenes Spiel, um den Zufall zu genießen und die Bewegungen nachzuvollziehen. Die Choreografin Jac Carley spielt mit den Bewegungen der Geschichte, die in dieser Kirche freigesetzt wurden, und vereint die Gruppe auf dieser Reise. Die Absurdität des Ganzen” ist der Kommentar von Bernd Reichert, der sich auf das dadaistische Manifest bezieht, das allen modernen Performances zugrunde liegt.
Lena Ash arbeitet mit Stühlen als Metapher für die sozialen Strukturen, die Frauen einschränken und begrenzen, um patriarchale Normen und Erwartungen zu durchbrechen und in Frage zu stellen, und setzt sich mit Fragen zu Geschlecht und Macht auseinander. Sie ist Gründerin und Kuratorin von 2Chairs artspace, einem Projektraum, der sich der Eingliederung aufstrebender Künstler(innen) in die Kunstwelt widmet, die in einer anderen Karriere erfolgreich waren, sich dann aber der künstlerischen Praxis verschrieben haben.
get ready – ein performatives Spiellabor
Pio_near (Rike Flämig und Julia Bihl), Body Electric (Saida Makhmudzade) und Tina Thalmann
Samstag, 24.6.; 21 – 23.55 Uhr
Mit „get ready – ein performatives Spiellabor“ verwandeln Rike Flämig und Julia Bihl von pio_near die Kirche zum Dancefloor und eröffnen Spielräume zur Interaktion. Gemeinsam mit der DJ und Choreographin Body Electric und der Designerin Tina Thalmann bespielen sie die Genezarethkirche am Herrfurthplatz mit einer immersiven Licht- und Soundinstallation, die Gäste und Passant_innen zum Mitspielen einlädt. Die performative Installation Cube der Kommunikationsdesignerin wird durch Bewegung aktiviert und generiert spielerisch Farbprojektionen und Sound. Body Electric aka Saida Makhmudzade verwandelt die Kirche zum Club und interagiert mit der Installation Cube.
Lin Hektoen/Joya Geiger: Fragmente – eine choreographische Annäherung
Sonntag, 25.6. 15.30 – 17.30 Uhr
Fragmente” ist eine choreografische Annäherung an die ambivalenten Gefühle, die eine Abtreibung begleiten. In drei unterschiedlichen Fragmenten à 15 Minuten suchen Joya Geiger (Tanz) und Lin Hektoen (Regie) mit dem Körper nach einer Sprache, die es vermag, dem Schweigen, das Abtreibungen umhüllt, etwas entgegenzusetzen. Wie kann der Tanz Räume öffnen, um über die eigenen Erfahrungen mit Abtreibung in Kontakt zu kommen? Angelehnt ist “Fragmente” an dem Tanzstück “the hardest thing is to let go”, das die Künstlerinnen in den letzten zwei Jahren erarbeitet haben.